Verkehrswende
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Bei der Verkehrswende geht es darum, eine Umstellung der Mobilitätsnutzungsformen weg von motorisiertem Individualverkehr, hin zu nachhaltigeren Verkehrsformen (dem so genannten Umweltverband, also insbesondere öffentlicher Personennahverkehr, Fahrräder und Fußverkehr) voranzutreiben. Dies ist ein globaler Prozess, der sich jedoch auch auf der Ebene der Kommune abspielt. In Lüneburg gibt es einige Akteur*innen, die eine Verkehrswende befördern wollen. Die Verkehrswende erfordert neben anderen individuellen Nutzungsformen verbunden mit einem Kulturwandel, insbesondere auch strukturelle Veränderungen hinsichtlich der Möglichkeiten nachhaltiger Mobilität.
Die Verkehrswende grenzt sich von einer reinen "Antriebswende", also z. B. der Umstellung der Fahrzeugflotte auf Elektromotoren ab. Einen anderen Blick auf das Thema ermöglicht der Begriff "Mobilitätswende", bei der es nicht nur um eine Umstellung der Verkehrsmittel geht, sondern generell gefragt wird, welche Formen von Mobilität aus welchen Gründen sinnvoll und wünschenswert sind.
Motivation
Durch die Verkehrswende sollen die verkehrsbedingten Schädigungen von Menschen und ihrer Mitwelt reduziert werden. Dazu gehört eine Abmilderung der Klimakatastrophe und damit im Zusammenhang stehender Krisen wie die Biodiversitätskrise, für deren Entstehen Verkehr einen wichtigen Anteil hat, die Senkung von Luftverschmutzung und Lärm, die Umnutzung des Stadtraumes und die Senkung der Zahl der verkehrsbedingten Unfälle.
Luftverschmutzung und Lärm in Lüneburg
Verkehrsbedinge Unfälle in Lüneburg
Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Lüneburg (der auch die Landkreise Celle, Harburg, Heidekreis, Lüchow-Dannenberg, Rotenburg, Uelzen und Stade umfasst), gab es 2019 36.701 registrierte Verkehsunfälle, was eine Steigerung gegenüber 2018 darstellt. 839 Menschen wurden schwer verletzt; 87 Menschen wurden im Straßenverkehr getötet. 12 Fahrradfahrende wurden getötet.[1]
Bessere Strukturen des Umweltverbunds
Besserer ÖPNV sowie verbesserte Infrastrukturen für Fuß -und Radverkehr ermöglichen gemeinschaftliche, nachhaltige und entschleunigte Formen der Mobilität. Sie stellen somit sowohl Motivation, als auch Notwendigkeit (siehe unten) einer gelingenden Verkehrswende dar.
Notwendigkeiten
Um die Verkehrswende voranzubringen, muss einerseits die Situation des "Umweltverbunds"[2] verbessert, andererseits die infrastrukturelle Festschreibung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) beendet werden.
Verbesserungswürdiger ÖPNV
Verbesserungswürdige Infrastrukturen für den Fußverkehr
Verbesserungswürdige Radinfrastrukturen
Beim "ADFC Fahrradklima-Test" erhielt Lüneburg 2020 eine 4,0 (Schulnote) und verschlechterte sich damit gegenüber den Vorjahren (3,6-3,8).[3] Bei 11 der 27 Einzelfragen ist die Schulnote "mangelhaft". Damit schneidet Lüneburg auch im bundes- und niedersachsenweiten Vergleich schlecht ab. Der ADFC kritisiert nicht nur mangelnde Aktivitäten seitens der Stadt für eine Verbesserung der Radinfrastruktur, sondern auch, dass selbst dort, wo Maßnahmen umgesetzt werden, diese nicht radfreundlichen Standards entsprechen[4]
Häufig auftretende Problematiken
Im "ADFC Fahrradklimatest" wird auch abgefragt, welche Problematiken für Radfahrende im Straßenverkehr vorhanden sind.[5] Folgende Aspekte stören besonders (in abnehmender Reihenfolge). Dabei ist zu beachten, dass von einer erfolgreichen Verkehrswende in Richtung Radverkehr wohl erst bei Schulnoten zwischen 1,0-2,0 gesprochen werden kann, sodass Lüneburg in keinem der Aspekte so abschneidet, dass anzunehmen wäre, dass hier kein Handlungsbedarf mehr vorhanden ist.
Aspekt | Schulnote |
---|---|
Breite der (Rad)wege | 5,2 |
Oberfläche der (Rad)wege | 5,0 |
Fahrradmitnahme im ÖV | 5,0 |
Falschparkerkontrolle auf Radwegen | 4,8 |
Fahren im Mischverkehr mit Kfz | 4,8 |
Fahren auf Radwegen & Radfahrstreifen | 4,8 |
Führung an Baustellen | 4,7 |
Fahrraddiebstahl | 4,7 |
Ampelschaltungen für Radfahrer | 4,6 |
Konflikte mit Kfz | 4,5 |
Hindernisse auf Radwegen | 4,5 |
Fahrradförderung in jüngster Zeit | 4,4 |
Sicherheitsgefühl | 4,4 |
Werbung für das Radfahren | 4,2 |
Reinigung der Radwege | 4,1 |
Medienberichte | 4,0 |
Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer | 4,0 |
Konflikte mit Fußgängern | 3,9 |
Spaß oder Stress | 3,8 |
Abstellanlagen | 3,7 |
Wegweisung für Radfahrer | 3,7 |
Winterdienst auf Radwegen | 3,7 |
zügiges Radfahren | 3,0 |
Öffentliche Fahrräder | 2,8 |
Radfahren durch Alt und Jung | 2,8 |
geöffnete Einbahnstr. in Gegenrichtung | 2,7 |
Erreichbarkeit Stadtzentrum | 2,5 |
Rückbau und Umwidmung von Strukturen des mobilisierten Individualverkehrs
Viele Erneuerungs- und Neubauprojekte dienen einer Verstetigung der Vormachtstellung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) gegenüber anderen Verkehrsformen. Dazu zählt insbesondere die fortgesetzte Marginalisierung dieser nachhaltigen Formen an den Straßenrand, als auch der Neubau von Infrastrukturen, die lediglich dem MIV dienen. Hierzu zählen insbesondere Kraftfahrzeugstraßen und Autobahnen. In Lüneburg spielt dabei der Widerstand gegen die geplante A39 eine hervorstechende Rolle.
Organisationen
In Lüneburg sind es insbesondere Organisationen der Zivilgesellschaft, die die Verkehrswende, oft gegen Widerstand der Stadtverwaltung, voranbringen. Folgende Organisationen sind hier besonders wichtig:
- Verkehrswende jetzt!
- Radentscheid
- ADFC
- KlimaKollektiv
- Extinction Rebellion
- Bürgerinitiative gegen den Ausbau der A39
- Bürgerinitiative Grüngürtel West
- Klimaentscheid
- Stadtradeln
- AG Mobilität[6] der Partei Bündnis 90/Die Grünen in Lüneburg
Kommunale Strukturen
Für die Verkehrsplaung in Lüneburg ist von 2018 bis 31.03.2021 Sebastian Heilmann zuständig.[7] Verkehrsdezernent ist Markus Moßmann.[8] Für straßenverkehrsrechtliche Angelegenheiten ist Andrea Kunz zuständig.[9]
Bis 2030 soll der Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen 30 % betragen. [10] Die kommunalen Ziele sind in der Radverkehrsstrategie 2025 [11] und als Leitbilder Radverkehrspolitik[12] festgehalten.
Seit 2016 ist der Landkreis Lüneburg der "Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen Niedersachsen/Bremen e.V. beigetreten.[13]
Personen im Landkreis Lüneburg können die Verwaltung über Mängel in der (nachhaltigen) Verkehrsinfrastruktur über Sag's uns einfach hinweisen. Zur Zeit des Aktionszeitraums des Stadtradelns ist dies zudem über die Meldeplattform "RADar" möglich. Eine bundesweite Meldeplattform für Gefahrenstellen im Straßenverkehr ist Gefahrenstellen.de.
Universitäre Veranstaltungen =
Das Projekt Zukunftsstadt 2030+ wurde von Anfang an von der Leuphana Universität Lüneburg begleitet. Eines der Experimente der Zukunftsstadt ist Lüneburg Maps, bei dem die Infrastrukturen zur Förderung nachhaltiger Mobilitätsformen kartiert und schließlich verbessert werden sollen. Daran angeschlossen sind Universitäre Seminare, die im Komplementärstudium angeschlossen sind. Dazu gehört auch ein Seminar zur Radverkehrsförderung 3.0. Bei letzterem sollen Mängel dokumentiert und an die entsprechenden kommunalen Stellen als Mängelberichte weitergegeben werden.
Rechtliche Grundlage
Im Gegensatz zum Straßenverkehrsrecht ermöglicht das Straßenrecht eine Umwidmung von Verkehrsanlagen Gemeinwohlinteressen entsprechend. So ist eine Neuaufteilung der Stadt in Richtung des Umweltverbunds (Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und ÖPNV) möglich.[14]
Verbesserungen der Infrastruktur
- 2020: Erneuerung der Fuß- und Fahrradwege an Bockelmannstraße und Artlenburger Landstraße, teils mit 2,5 Meter Breite den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA 2010) entsprechend.[15]
- 03/2021: Abgesenkter Bordstein im Übergang von "An der Wittenberger Bahn" zum Ilmenau-Fahrradweg.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Presseportal der Polizeidirektion Lüneburg: Verkehrsunfallstatistik 2019 für die Polizeidirektion Lüneburg
- ↑ Wikipedia: Umweltverbund
- ↑ ADFC Fahrradklima-Test (2020): Lüneburg
- ↑ Lünepost (24.03.2021): Schluss mit diesen Hindernissen (S. 20)
- ↑ ADFC Fahrradklima-Test (2020), S. 2: Lüneburg
- ↑ Grünes Lüneburg: AG Mobilität
- ↑ Sebastian Heilmann: Kontakt
- ↑ Hansestadt Lüneburg (11.09.2018): Wechsel im Rathaus: Hansestadt freut sich über neuen Verkehrsplaner
- ↑ Hansestadt Lüneburg: Andrea Kunz
- ↑ Hansestadt Lüneburg (Stand 24.03.2021): Radverkehr und Fahrradfreundlichkeit
- ↑ Hansestadt Lüneburg (2018): Radverkehrsstrategie 2025
- ↑ Hansestadt Lüneburg Leitbilder Radverkehrspolitik 2030+
- ↑ Landkreis Lüneburg: Radfahren im Landkreis
- ↑ Legal Tribute Online (30.12.2020): Der Umweg übers Straßenrecht
- ↑ Hansestadt Lüneburg (03.12.2020): Neue Radwege von und nach Adendorf