Porajmos
Aus Lünepedia
In Lüneburg wurden wir überall in Europa Sinti*ze und Rom*nja zur Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet. In Lüneburg hat insbesondere der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) einigen der der Schicksale nachgespürt. Im März 2021 wurde der Dokumentarfilm "Die Verfolgung der Sinti und Roma in Lüneburg" veröffentlicht, die die Zuschauer*innen an die Orte des Porajmos in Lüneburg und Adendorf führt.[1] 26 Personen wurden insgesamt nach Auschwitz deportiert - vom Kleinkind bis zu den Großeltern. Ihnen wurden alle persönlichen Habe abgenommen und die meisten wurden ermordet. Für einige der Ermordeten wurden heute Stolpersteine als Gedenkorte gesetzt.
Sinti*ze und Rom*nja-Familien im Landkreis Lüneburg
- Rose
- Reinhold
- Rosa (1991-1943)
- Amalie (1879-1944)
- Max (1905-1943)
- Reiminius
- Franziska
- Alois
- Czaja/Mirosch
- Katharina/Therese
- Wolfgang (1935-1943)
- Weiss
- Arnold (1923)
- Karl (1932)
- Alois (1940)
- Anna (1943)
Wolfgang Helmut Mirosch und Katharina Czaja
geboren als Wolfgang Helmut Czaja von Katharina Czaja. Letztere wurde von Standesbeamten während der Nazizeit im Therese Mirosch (teils auch Mirusch) umbenannt. Wolgang wurde seiner Mutter weggenommen und an Pflegeeltern in Adendorf übergeben. Er wurde 1942 in die Grundschule Adendorf in der Dorfstraße eingeschult. Er wurde 1943 deportiert und am 9.11.1943 in Auschwitz ermordet.[2]
Über das Leben der beiden wurde auch ein Buch geschrieben, welches 2021 veröffentlicht wurde.[3][4]
Lüneburger Behörden und Beamte im Porajmos
Zahlreiche Lüneburger Behörden und entsprechende Beamte waren an der Diskriminierung der und am Völkermord an den Sinti*ze und Rom*nja beteiligt.
- Hermann Beyer als Leiter des Jugendamts
- Max Mussgiller als Kriminaloberassistent
- Heinrich Wilhelm Wichmann als Chef der Lüneburger Kriminalpolizei
- Wilhelm Kumm als Oberstaatsanwalt
Die Beamten wurden in der Regel auch nach der Nazizeit weiter von der Stadt beschäftigt.[5]
Diskriminierung von Sinti*ze und Rom*nja nach der Zeit des Nationalsozialismus
Auch nach 1945 wurden Sinti*ze und Rom*nja auf vielfältige Weise diskriminiert. In den Medien wurde das Bild der arbeitsscheuen und kriminellen Personen reproduziert, die Diskriminierung gipfelte in den 1990er Jahren oft in pogromartige Ausschreitungen, wie z. B. in Rostock-Lichtenhagen. Dabei wurde auch das Vokabular der Nazis weiterhin angewendet. Auch Entschädigungsforderungen der wenigen Überlebenden wurden nicht anerkannt. Im Gegenteil wurden noch die Kosten von Deportation und Ermordung den Ermordeten zugerechnet.
Weblinks und Literatur
- Wikipedia: Porajmos
- Die Falken Nordostniedersachsen (23.03.2021): Die Verfolgung der Sinti und Roma in Lüneburg
- Stankowski, Annegret (2007): Das Schicksal eines Kindes - Adendorf 1943. In: Adendorf. Heimatgeschichte(n) zwischen Elba und Ebensberg.
- Raykowski, Ruthild: Wolfgang Helmut Mirosch (auch Mirusch). In: Geschichte. Bewusst. Sein
- Asmussen, Peter (2008): Die Verfolgung der Lüneburger Sinti
Einzelnachweise
- ↑ Die Falken Nordostniedersachsen (23.03.2021): Die Verfolgung der Sinti und Roma in Lüneburg
- ↑ Landeszeitung (09.03.2023): Deportation der Lüneburger Sinti und Roma: Der Schüler, der nicht acht werden durfte
- ↑ Peter Raykowski (2021): Wolfgang Mirosch und seine Mutter Katharina Czaja – Verfolgt als Sinti in Adendorf und Lüneburg
- ↑ Lünepost (26.05.2021): Gegen das Vergessen (S. 4)
- ↑ Asmussen, Peter (2008): Die verfolgung der Lüneburger Sinti (S. 45)