Marienplatz: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Marienplatz befindet sich westlich hinter dem [[Rathaus Lüneburg]]. | Der Marienplatz befindet sich westlich hinter dem [[Rathaus Lüneburg]]. Die Fläche ist größtenteils als Parkplatz mit ein paar Bänken am nördlichen Fußweg gestaltet. Zu den 38 PKW-Stellplätzen gehören sechs Parkplätze für Menschen mit Behinderungen und zwei Ladeplätze für Elektroautos. | ||
Mehrere markante Gebäude prägen das Bild des Marienplatzes und bringen verschiedene Baustile und Epochen zusammen. An der Nordseite befinden sich eine Kindertagesstätte sowie die [[Ratsbücherei]] im ehemaligen Kloster St. Marien. Im Osten steht die besonders schmuckreiche Rückfassade des Rathausensembles. | |||
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Ursprünglich stand auf dem Platz die Lüneburger Marienkirche. Zusammen mit dem Kloster St. Marien gab sie dem Platz seinen Namen. Wegen Senkungsschäden musste die Kirche um 1820 als einer der ersten Totalschäden in der Stadt abgerissen werden.<ref>Hofmann, Werner-Axel (2001): Salzstock, Salzproduktion und Senkungen in Lüneburg. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 172.</ref> Sie darf jedoch nicht mit der heutigen Kirche [[St. Marien]] verwechselt werden, die 1963 die abgerissene Marienkirche an der Wallstraße ersetzte. Das ehemalige Franziskanerkloster St. Marien zählt zu den ältesten erhaltenen Gebäuden Lüneburgs. Die Stadt nutzt die Gebäude bereits seit Mitte des 16. Jahrhunderts als Bibliothek und hielt hier im Mittelalter auch Hansetage ab.<ref> Gundermann, Heike (2001): Neueste Stadtentwicklung. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 255.</ref> | |||
An der Westseite des Marienplatzes eröffnete 1912 die von Karl Siebrecht entworfene Kreissparkasse.<ref>Rümelin, Hansjörg (2001): Historismus und Heimatstil. Lüneburger Wohnbauten im Backsteinrohbau. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 47.</ref> Ihre Giebel greifen auf gotische Vertikalgliederungen zurück und werden mit wabenartigen Flächenornamenten geschmückt.<ref>Ebd.</ref> Das Gebäude mit der dunklen Klinkerfassade beherbergt heute Büros, Praxen und Wohnungen. | |||
Im Zweiten Weltkrieg diente ein Teil des Marienplatzes als Feuerlöschteich.<ref>StadtALg, BS, III-b-Am Marienplatz-10-e. Am Marienplatz, Blick auf das Löschwasserbecken. Im Hintergrund Egersdorffstraße. 1943. Stadtarchiv Lüneburg.</ref> Diese über die ganze Stadt verteilten Teiche sollten bei Luftangriffen schnelle Löscharbeiten ermöglichen.<ref>Preuß, Werner H. (2001): Stadtplanung und Architektur in Lüneburg unter dem Nationalsozialismus. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 78.</ref> In den letzten Kriegsjahren wurde der Marienplatz wie sämtliche städtische Grünanlagen auch als Grabeland zum Gemüseanbau genutzt, um die Lebensmittelknappheit zu bekämpfen.<ref>Preuß, Werner (2001): Stadtplanung und Architektur in Lüneburg unter dem Nationalsozialismus. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 77.</ref> | |||
Nach dem Krieg fand auf dem Marienplatz der erste „freie Markt“ für Gemüse und Haushaltswaren statt. Durch die schlechte Versorgungslage waren viele Waren im Krieg an vorgeschriebene Preise gebunden, Händler hielten Ware zurück, die Nachfrage und die Preise danach waren hoch.<ref>Dröge, Miriam; Fischer, Katrin; Offeney, Larissa (2001): Nachkriegsjahre in Lüneburg. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 131.</ref> Im Erdgeschoss des Kinderheims wurde der heutige Kindergarten für damals rund 150 Kinder eingerichtet, um auf die neue Berufstätigkeit vieler Frauen zu reagieren.<ref> Bockelmann, Werner (1946): Lüneburg, die überbevölkertste Stadt der Provinz. Bericht in der Landeszeitung für die Lüneburger Heide vom 29. Januar 1946. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 135.</ref> |
Version vom 19. September 2021, 22:17 Uhr
Der Marienplatz befindet sich westlich hinter dem Rathaus Lüneburg. Die Fläche ist größtenteils als Parkplatz mit ein paar Bänken am nördlichen Fußweg gestaltet. Zu den 38 PKW-Stellplätzen gehören sechs Parkplätze für Menschen mit Behinderungen und zwei Ladeplätze für Elektroautos.
Mehrere markante Gebäude prägen das Bild des Marienplatzes und bringen verschiedene Baustile und Epochen zusammen. An der Nordseite befinden sich eine Kindertagesstätte sowie die Ratsbücherei im ehemaligen Kloster St. Marien. Im Osten steht die besonders schmuckreiche Rückfassade des Rathausensembles.
Lage
Folgende Straßen führen auf den Platz (beginnend im Norden dem Uhrzeigersinn folgend): Reitende-Diener-Straße, Am Ochsenmarkt, Waagestraße, Neue Sülze, Auf dem Meere, Egersdorffstraße. Die Gebäude direkt am Platz tragen die Adresse „Am Marienplatz“.
Die südwestliche Ecke des Marienplatzes ist bei Tourist*innen als Fotostandpunkt beliebt, um den Blick Richtung Auf dem Meere mit der Kirche St. Michaelis im Hintergrund aufzunehmen.
Geschichte
Ursprünglich stand auf dem Platz die Lüneburger Marienkirche. Zusammen mit dem Kloster St. Marien gab sie dem Platz seinen Namen. Wegen Senkungsschäden musste die Kirche um 1820 als einer der ersten Totalschäden in der Stadt abgerissen werden.[1] Sie darf jedoch nicht mit der heutigen Kirche St. Marien verwechselt werden, die 1963 die abgerissene Marienkirche an der Wallstraße ersetzte. Das ehemalige Franziskanerkloster St. Marien zählt zu den ältesten erhaltenen Gebäuden Lüneburgs. Die Stadt nutzt die Gebäude bereits seit Mitte des 16. Jahrhunderts als Bibliothek und hielt hier im Mittelalter auch Hansetage ab.[2]
An der Westseite des Marienplatzes eröffnete 1912 die von Karl Siebrecht entworfene Kreissparkasse.[3] Ihre Giebel greifen auf gotische Vertikalgliederungen zurück und werden mit wabenartigen Flächenornamenten geschmückt.[4] Das Gebäude mit der dunklen Klinkerfassade beherbergt heute Büros, Praxen und Wohnungen.
Im Zweiten Weltkrieg diente ein Teil des Marienplatzes als Feuerlöschteich.[5] Diese über die ganze Stadt verteilten Teiche sollten bei Luftangriffen schnelle Löscharbeiten ermöglichen.[6] In den letzten Kriegsjahren wurde der Marienplatz wie sämtliche städtische Grünanlagen auch als Grabeland zum Gemüseanbau genutzt, um die Lebensmittelknappheit zu bekämpfen.[7]
Nach dem Krieg fand auf dem Marienplatz der erste „freie Markt“ für Gemüse und Haushaltswaren statt. Durch die schlechte Versorgungslage waren viele Waren im Krieg an vorgeschriebene Preise gebunden, Händler hielten Ware zurück, die Nachfrage und die Preise danach waren hoch.[8] Im Erdgeschoss des Kinderheims wurde der heutige Kindergarten für damals rund 150 Kinder eingerichtet, um auf die neue Berufstätigkeit vieler Frauen zu reagieren.[9]
- ↑ Hofmann, Werner-Axel (2001): Salzstock, Salzproduktion und Senkungen in Lüneburg. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 172.
- ↑ Gundermann, Heike (2001): Neueste Stadtentwicklung. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 255.
- ↑ Rümelin, Hansjörg (2001): Historismus und Heimatstil. Lüneburger Wohnbauten im Backsteinrohbau. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 47.
- ↑ Ebd.
- ↑ StadtALg, BS, III-b-Am Marienplatz-10-e. Am Marienplatz, Blick auf das Löschwasserbecken. Im Hintergrund Egersdorffstraße. 1943. Stadtarchiv Lüneburg.
- ↑ Preuß, Werner H. (2001): Stadtplanung und Architektur in Lüneburg unter dem Nationalsozialismus. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 78.
- ↑ Preuß, Werner (2001): Stadtplanung und Architektur in Lüneburg unter dem Nationalsozialismus. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 77.
- ↑ Dröge, Miriam; Fischer, Katrin; Offeney, Larissa (2001): Nachkriegsjahre in Lüneburg. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 131.
- ↑ Bockelmann, Werner (1946): Lüneburg, die überbevölkertste Stadt der Provinz. Bericht in der Landeszeitung für die Lüneburger Heide vom 29. Januar 1946. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 135.