Rathaus Lüneburg: Unterschied zwischen den Versionen
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Das '''Rathaus Lüneburg''' ist ein Beispiel mittelalterlicher und frühneuzeitlicher profaner Architektur in Norddeutschland. Es entstand um 1230, wurde über Jahrhunderte hinweg immer wieder erweitert und ist noch heute Hauptsitz von Rat und Verwaltung der [[Lüneburg|Hansestadt Lüneburg]]. | Das '''Rathaus Lüneburg''' ist ein Beispiel mittelalterlicher und frühneuzeitlicher profaner Architektur in Norddeutschland. Es entstand um 1230, wurde über Jahrhunderte hinweg immer wieder erweitert und ist noch heute Hauptsitz von Rat und Verwaltung der [[Lüneburg|Hansestadt Lüneburg]]. | ||
Der Lüneburger Rathauskomplex wird von den Straßen Am Markt (östlich), Waagestraße (südlich), Am Marienplatz (westlich) und Am Ochsenmarkt (nördlich) umschlossen. Er gilt mit einer Grundfläche von 5000 m² als größtes mittelalterliches Rathaus Norddeutschlands. Bei Führungen können die historisch wertvollsten Teile (Gerichtslaube, Fürstensaal, Bürgermeisterkörkammer, Altes Archiv und Kanzlei, Große Ratsstube) besichtigt werden. | Der Lüneburger Rathauskomplex wird von den Straßen Am Markt (östlich), Waagestraße (südlich), Am Marienplatz (westlich) und Am Ochsenmarkt (nördlich) umschlossen. Er gilt mit einer Grundfläche von 5000 m² und 259 Räumen<ref>[[Lüneburg Marketing GmbH]]: [https://www.lueneburg.info/rathaus Rathaus Lüneburg]</ref> als größtes mittelalterliches Rathaus Norddeutschlands. Bei Führungen können die historisch wertvollsten Teile (Gerichtslaube, Fürstensaal, Bürgermeisterkörkammer, Altes Archiv und Kanzlei, Große Ratsstube) besichtigt werden. | ||
== Bau und Ausstattung == | == Bau und Ausstattung == | ||
Das Gebäudeensemble besteht aus mehreren nach und nach erweiterten Gebäudekomponenten. Die meisten gehören der Norddeutschen Backsteingotik an, die barocke Fassade wurde allerdings erst 1720 fertiggestellt, nachdem die 1703 durch ein Unwetter beschädigte gotische Fassade einsturzgefährdet war und abgerissen wurde. | Das Gebäudeensemble besteht aus mehreren nach und nach erweiterten Gebäudekomponenten. Die meisten gehören der Norddeutschen Backsteingotik an, die barocke Fassade wurde allerdings erst 1720 fertiggestellt, nachdem die 1703 durch ein Unwetter beschädigte gotische Fassade einsturzgefährdet war und abgerissen wurde. | ||
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An der Marktseite befand sich das Niedergericht. Abgesehen vom Schutz der Fassadenarkaden liegt es frei, sodass die künstlerische Ausgestaltung der Wände frei betrachtet werden kann. Die vorspringenden Mauerwerksteile sind mit zehn aus Sandstein gearbeiteten und teilvergoldeten Figuren geschmückt, die folgende Tugenden oder Personen darstellen: Severitas (=Die Strenge), Veritas (=Die Wahrheit), Clementia, Gloriatur Adversus Iudicium, Prudencia, Iustinianus I, Carolus Magnus, Carolus V, Fredericus Z und Fridericus Rex. | An der Marktseite befand sich das Niedergericht. Abgesehen vom Schutz der Fassadenarkaden liegt es frei, sodass die künstlerische Ausgestaltung der Wände frei betrachtet werden kann. Die vorspringenden Mauerwerksteile sind mit zehn aus Sandstein gearbeiteten und teilvergoldeten Figuren geschmückt, die folgende Tugenden oder Personen darstellen: Severitas (= Die Strenge), Veritas (= Die Wahrheit), Clementia (= Die Milde), Gloriatur Adversus Iudicium, Prudencia (= Die Klugheit), Iustinianus I, Carolus Magnus, Carolus V, Fredericus Z und Fridericus Rex. | ||
Im achteckigen Turm mit offenen Klangarkaden ist ein Glockenspiel aus Meißner Porzellan mit 41 Glocken installiert, das Lieder des Lüneburger Komponisten Johann Abraham Peter Schulz erklingen lässt. Morgens gegen 8 Uhr ist das ''Erntelied'' zu hören, gegen 12 Uhr der Erntetanz aus der Oper ''Das Erntefest'' und gegen 18 Uhr das ''Abendlied'' („Der Mond ist aufgegangen“). | Im achteckigen Turm mit offenen Klangarkaden ist ein Glockenspiel aus Meißner Porzellan mit 41 Glocken installiert, das Lieder des Lüneburger Komponisten Johann Abraham Peter Schulz erklingen lässt. Morgens gegen 8 Uhr ist das ''Erntelied'' zu hören, gegen 12 Uhr der Erntetanz aus der Oper ''Das Erntefest'' und gegen 18 Uhr das ''Abendlied'' („Der Mond ist aufgegangen“). | ||
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Das Rathaus wird im Moment in einem längeren Projekt grundsaniert, wobei auch archäologische und architektonische Forschungen berücksichtigt werden. Bis 2024/25 soll die Instandsetzung des gesamten Gebäudekomplexes abgeschlossen sein. Im Rahmen des Masterplans wird auch die Haustechnik aktualisiert und an moderne Bedürfnisse angepasst. Außerdem spielt die Verbesserung des Brandschutzes eine wichtige Rolle. | Das Rathaus wird im Moment in einem längeren Projekt grundsaniert, wobei auch archäologische und architektonische Forschungen berücksichtigt werden. Bis 2024/25 soll die Instandsetzung des gesamten Gebäudekomplexes abgeschlossen sein. Im Rahmen des Masterplans wird auch die Haustechnik aktualisiert und an moderne Bedürfnisse angepasst. Außerdem spielt die Verbesserung des Brandschutzes eine wichtige Rolle. | ||
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Aktuelle Version vom 12. Januar 2024, 20:54 Uhr
Das Rathaus Lüneburg ist ein Beispiel mittelalterlicher und frühneuzeitlicher profaner Architektur in Norddeutschland. Es entstand um 1230, wurde über Jahrhunderte hinweg immer wieder erweitert und ist noch heute Hauptsitz von Rat und Verwaltung der Hansestadt Lüneburg.
Der Lüneburger Rathauskomplex wird von den Straßen Am Markt (östlich), Waagestraße (südlich), Am Marienplatz (westlich) und Am Ochsenmarkt (nördlich) umschlossen. Er gilt mit einer Grundfläche von 5000 m² und 259 Räumen[1] als größtes mittelalterliches Rathaus Norddeutschlands. Bei Führungen können die historisch wertvollsten Teile (Gerichtslaube, Fürstensaal, Bürgermeisterkörkammer, Altes Archiv und Kanzlei, Große Ratsstube) besichtigt werden.
Bau und Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Gebäudeensemble besteht aus mehreren nach und nach erweiterten Gebäudekomponenten. Die meisten gehören der Norddeutschen Backsteingotik an, die barocke Fassade wurde allerdings erst 1720 fertiggestellt, nachdem die 1703 durch ein Unwetter beschädigte gotische Fassade einsturzgefährdet war und abgerissen wurde.
An der Marktseite befand sich das Niedergericht. Abgesehen vom Schutz der Fassadenarkaden liegt es frei, sodass die künstlerische Ausgestaltung der Wände frei betrachtet werden kann. Die vorspringenden Mauerwerksteile sind mit zehn aus Sandstein gearbeiteten und teilvergoldeten Figuren geschmückt, die folgende Tugenden oder Personen darstellen: Severitas (= Die Strenge), Veritas (= Die Wahrheit), Clementia (= Die Milde), Gloriatur Adversus Iudicium, Prudencia (= Die Klugheit), Iustinianus I, Carolus Magnus, Carolus V, Fredericus Z und Fridericus Rex.
Im achteckigen Turm mit offenen Klangarkaden ist ein Glockenspiel aus Meißner Porzellan mit 41 Glocken installiert, das Lieder des Lüneburger Komponisten Johann Abraham Peter Schulz erklingen lässt. Morgens gegen 8 Uhr ist das Erntelied zu hören, gegen 12 Uhr der Erntetanz aus der Oper Das Erntefest und gegen 18 Uhr das Abendlied („Der Mond ist aufgegangen“).
Das Lüneburger Rathaus hat keine Kriegsschäden erleiden müssen, sodass es bis heute mit prächtigen Kunstschätzen ausgestattet ist.
Die Gerichtslaube zeichnet sich durch Decken- und Wandmalereien aus, aus denen ein Wandgemälde des Meisters des Jüngsten Gerichts aus dem späten 15. Jahrhundert herausragt. Der Boden dieses Saals ist noch im Originalzustand des 14. Jahrhunderts. Auch die spätgotischen Fenstergläser sind erhalten.
Der Fürstensaal wurde als Tanz- und Empfangssaal genutzt. Er ist nach den spätmittelalterlichen Wandgemälden benannt, die die Lüneburger Fürsten darstellen. Der Fürstensaal ist einer der größten säulenfreien Säle seiner Zeit. Heute wird er für Empfänge, Vorträge und Kammerkonzerte genutzt.
Die Große Ratsstube ist mit reichen Eichenholzschnitzarbeiten von Albert von Soest ausgestattet. Die Wandmalereien stammen von Daniel Frese. Der Saal gilt als Meisterwerk der Renaissance und ist ein Beispiel dafür, wie die Lüneburger Bürger der Mode folgten, ohne das Alte zu zerstören, indem sie immer wieder Anbauten am Rathaus vornahmen.
Der ummauerte Rathausgarten liegt zur Waagestraße und kann tagsüber begangen werden.
Bis 1874 befand sich im Rathaus das Lüneburger Ratssilber, der größte erhaltene Silberschatz einer deutschen Stadt. Es wird heute im Berliner Kunstgewerbemuseum ausgestellt. Im Lüneburger Rathaus sind heute Galvanokopien der Stücke zu sehen.
Sanierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Rathaus wird im Moment in einem längeren Projekt grundsaniert, wobei auch archäologische und architektonische Forschungen berücksichtigt werden. Bis 2024/25 soll die Instandsetzung des gesamten Gebäudekomplexes abgeschlossen sein. Im Rahmen des Masterplans wird auch die Haustechnik aktualisiert und an moderne Bedürfnisse angepasst. Außerdem spielt die Verbesserung des Brandschutzes eine wichtige Rolle.
Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Literatur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Wilhelm Behncke: Albert von Soest und das Sitzungszimmer im Rathause zu Lüneburg, Inaugural-Dissertation zur Erlangung der philosophischen Doctorwürde einer hohen philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg, Strassburg: Universitäts-Buchdruckerei von J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1900; Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
- Joachim Ganzert (Hrsg.), Bernd Adam, Michael A. Flechtner, Katrina Obert, Edgar Ring, Birte Rogacki-Thiemann, Hansjörg Rümelin, Gisela Jaacks, Barbara Uppenkamp: Das Lüneburger Rathaus. Ergebnisse der Untersuchungen 2008 bis 2011 (= Beiträge zur Architektur- und Kulturgeschichte, Bd. 19), 3 Bände, Titelzusatz zu Band 3: Ergebnisse der Untersuchungen 2012 bis 2014, Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2014–2015, ISBN 978-3-7319-0052-8
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]