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Psychiatrische Klinik Lüneburg: Unterschied zwischen den Versionen

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!colspan="2" |[[Datei:Psychiatrische Klinik Lüneburg 008.JPG|mini|center|<span style="color:#000000"> Charakteristisch Klinkerbau auf dem Gelände </span>]]
Die '''Psychiatrische Klinik Lüneburg''' gemeinnützige GmbH (Abkürzung: PKL; ehemals Niedersächsisches Landeskrankenhaus Lüneburg) ist sowohl Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik als auch Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie sowie Akademisches Lehrkrankenhaus der '''Universität Hamburg''' (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie) und der '''Georg-August-Universität Göttingen''' (Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie).
|-
 
|Landkreis
Das Krankenhaus liegt im Stadtteil Lüneburg-Weststadt in einem parkartigen Gelände mit ''denkmalgeschützten'' Gebäuden und einem bis zu 100&nbsp;Jahre alten Baumbestand.<ref name="Startseite">[http://www.pk.lueneburg.de/ ''Psychiatrische Klinik Lüneburg'' - Startseite] Website der Psychiatrischen Klinik Lüneburg. Abgerufen am 15. Dezember 2012.</ref>
|[[Landkreis Lüneburg|Lüneburg]]
 
|-
Die '''Psychiatrische Klinik Lüneburg''' ist ein Unternehmen im Verbund der ''[[Gesundheitsholding Lüneburg]]''.<ref name="Gesundheitsholding">[http://www.gesundheitsholding-lueneburg.de/psychiatrische-klinik-lueneburg ''Psychiatrische Klinik Lüneburg'' - Gesundheitsholding Lüneburg] Website der Gesundheitsholding Lüneburg. Abgerufen am 15. Dezember 2012.</ref>
|Adresse
|Am Wienebütteler Weg 1, 21339 Lüneburg
|-
|Eröffnung
|1901
|-
|Leitung
|Jan-Hendrik Kramer, Dr. med. Marc Burlon und Stefan Olmützer
|}
[[Datei:Psychiatrische Klinik Lüneburg 001.JPG|mini|Beschilderung am Eingang]]
Die Psychiatrische Klinik Lüneburg, eine gemeinnützige GmbH, (Abkürzung: PKL; ehemals Niedersächsisches Landeskrankenhaus Lüneburg) ist das städtische Fachkrankenhaus der niedersächsischen [[Hansestadt Lüneburg]] für Psychiatrie und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie sowie Forensische Psychiatrie und Forensische Psychotherapie.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Bis 1901 legten der Provinzial-Garteninspektor [[Georg Tatter (Landschaftsarchitekt)|Georg Tatter]] gemeinsam mit dem Landesforstrat [[Georg Quaet-Faslem (Förster)|Georg Quaet-Faslem]] in Lüneburg die rund 190 Hektar umfassenden Gartenanlagen der damaligen ''Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt für psychisch Kranke'' an. Dabei schufen sie sowohl private Gartenräume und Wirtschaftsgärten auf dem Areal als auch einen kleinen, halböffentlichen [[Landschaftspark]].<ref>Michael Rohde, Joachim Wolschke-Bulmahn: [https://www.uni-hannover.de/fileadmin/luh/content/alumni/unimagazin/2004/04_3_4_46_49_wolschke.pdf ''Gärten der Heil- und Pflegeanstalten im 19. Jahrhundert / Gartenkunst im Dienste der Krankenpflege''] (PDF-Dokument), im: ''unimagazin'', Hannover: Universität Hannover, 2004, S. 46–49</ref> Die Psychiatrische Klinik konnte dann bereits am 29. Juni 1901 mit 800 Betten feierlich eröffnet werden.<ref name="Luene-Info">[http://www.luene-info.de/index2.html?http://www.luene-info.de/lkh/lkh.html ''Psychiatrische Klinik Lüneburg'' - Profil] Website Luene-Info. Abgerufen am 15. Dezember 2012.</ref><ref name="Festschrift">Niedersächsisches Landeskrankenhaus Lüneburg (Hrsg.): ''100 Jahre Niedersächsisches Landeskrankenhaus Lüneburg'', 1. Auflage, Lüneburg 2001. (Festschrift), S. 7.</ref> Von 1901 bis 1924 war [[Otto Snell]] der erste Klinikdirektor. Das Haus blickt auf eine mehr als 110-jährige Geschichte zurück.
===Die ersten Jahre (1901-1933)===
Die Planungen des Baus der Heilanstalt Lüneburg begann Ende 1896 durch eine eigens gegründete Kommission. Das konkrete Programm zur Errichtung wurde 1898 durch den 31. Hannoverschen Provinziallandtag genehmigt, woraufhin mit den Bauarbeiten begonnen wurden.
Eröffnet wurde die heutige PKL am 29.01.1901, als Einrichtung der Provinz Hannover, unter dem damaligen Namen "Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt für psychisch Kranke Lüneburg". Die anfängliche Kapazität betrug 800 Betten. Die ersten 91 Bewohner trafen am 11.07.1901 aus der Heilanstalt Hildesheim in der Heilanstalt Lüneburg ein. <ref>https://www.pk.lueneburg.de/historische-notiz/ </ref> <br/>
Von Eröffnung bis 1924 bekleidete der Psychiater Otto Snell den Posten der Klinikdirektion. <br/>
Heutzutage blickt das Haus demzufolge auf eine über 120-jährige Geschichte zurück.


=== Zeit des Nationalsozialismus ===
=== Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) ===
Im Oktober 1941 ließ der damalige Klinikdirektor [[Max Bräuner]] in der Landes-Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg eine „[[Kinderfachabteilung]]“ einrichten, die ab 1943 zunächst von [[Willi Baumert]] und anschließend bis April 1945 von Bräuner selbst geleitet wurde. Über 300 Patienten mit [[Psychische Störung|psychischen Störungen]] und Kinder mit [[Körperbehinderung]]en wurden zwischen 1941 und 1945 mit [[Phenobarbital]] und [[Morphin]] umgebracht und somit Opfer der [[Kinder-Euthanasie]].<ref>Step21 (Hrsg.): [http://www.stiftung-evz.de/w/files/weisse-flecken/weisse_flecken_zeitung-ausgabe-1.pdf ''Die Ungedruckten. In Lüneburg ermordeten Nazi-Ärzte Kinder – alle wussten es, doch die öffentliche Stimme schwieg'']{{Toter Link|url=http://www.stiftung-evz.de/w/files/weisse-flecken/weisse_flecken_zeitung-ausgabe-1.pdf |date=2019-05 |archivebot=2019-05-08 11:50:36 InternetArchiveBot }}. In: [Weisse Flecken], Ausgabe Januar 2006, S. 10.</ref><ref>Zug der Erinnerung: [http://www.zug-der-erinnerung.eu/aktuell/lueneburg.html ''Die Mörder waren unter uns. "Ein guter Kamerad: Beruflich befähigt und untadelig in seiner Lebensführung"'']</ref> Die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg war für einige hundert Patienten eine „Durchgangsanstalt“ zur zentralen [[Tötungsanstalt Hadamar]] sowie 1944 eine Sammelstelle für etwa 70 geisteskranke Ausländer.<ref>https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette-alleinstellungsmerkmale/</ref>
Im Zuge der "Rassenhygiene" der NS-Politik wurden ab Herbst 1939 schrittweise vermehrt "Euthanasie-Erlaubnisse" erlassen.<ref>Reiter, Raimond (1997): Psychiatrie im Dritten Reich in Niedersachsen. Band 7. Hannover: Verlag Hahnische Buchhandlung Hannover (Veröffentlichungen der historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen).</ref>
Der damalige Klinikdirektor Max Bräuner ließ im Oktober 1941 in der Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg eine „Kinderfachabteilung“ einrichten. Diese wurde zunächst von Willi Baumert und anschließend ab 1943 von Bräuner selbst verwaltet. Die Abteilung war eine der 31 Kinderfachabteilungen im Dritten Reich. Von Beginn an waren in dieser Tötung vorgesehen. 300-350 Kinder mit psychischen und körperlichen Behinderungen im Alter von 3 Monaten bis 16 Jahren wurden zwischen 1941 und 1945 mit Luminal und Morphin in der Einrichtung umgebracht und somit Opfer der Kinder-Euthanasie.<ref>https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette-kinderfachabteilung/ </ref> Die Zahl der Kinder-Opfer in der früheren Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg ist überdurchschnittlich hoch.<ref>Reiter, Raimond (2005): Psychiatrie im Nationalsozialismus. und die Bildungs- und Gedenkstätte "Opfer der NS-Psychiatrie" in Lüneburg. Tectum Verlag.</ref>
Des Weiteren wurden mindestens 347 Zwangssterilisierungen vorgenommen und auch über 600 Erwachsene Patienten der Lüneburger Einrichtung fielen dem groß angelegten Mordprogramm der NS-Ärzte zum Opfer.  
Diese Werte beruhen auf Geständnissen der Täter und Mitwissenden sowie auf Schätzungen und Indizien.<ref>Rudnick, Carola (2014): Den Opfern ein Gesicht geben, den Namen wieder geben. Zwölf Lebensgeschichten von Kindern und Jugendlichen der Lüneburger "Euthanasie" Maßnahmen. Katalog zur Sonderausstellung. Lüneburg: Verlag der Landeszeitung für die Lüneburger Heide</ref>. In keiner anderen niedersächsischen Anstalt kamen so viele minderjährige Patienten im Zuge der „Aktion T4”(Codename einer Aussonderungsaktion und „planwirtschaftlichen Verlegung” von Patienten mit verschiedensten Behinderungen mit reichsweit über 70.000 Morde an Anstaltspatienten) ums Leben. <ref>https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette-aktion-t4/ </ref> Klinikleiter Bräuner und zahlreiche Kollegen wiesen hohe und vorbehaltlose Mitmachbereitschaft auf, so wurden durch Bräuners Erlass 481 Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg in die Anstalten Hadamar und Pirna-Sonnenstein gebracht, zur geplanten Exekutieren.<ref>https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette-kinderfachabteilung/</ref>


=== Nachkriegszeit ===
=== Nachkriegszeit bis heute (seit 1945)===
1968 erreichte die [[Patient]]enzahl mit mehr als 1.600 ihren Höchststand.<ref name="Festschrift" />
Im Jahre 1968 erreichte die Patientenzahl mit über 1.600 ihren Höchststand.<ref> Niedersächsisches Landeskrankenhaus Lüneburg (Hrsg.): 100 Jahre Niedersächsisches Landeskrankenhaus Lüneburg, 1. Auflage, Lüneburg 2001. (Festschrift), S. 7.</ref>
Seit dem 25. November 2004 beherbergt die Psychiatrische Klinik Lüneburg auf ihrem Gelände im früheren [[Badehaus]] am Wasserturm, dem von Weitem sichtbaren [[Wahrzeichen]] der Klinik, die [[Gedenkstätte Lüneburg]].<ref name="Gedenkstätte">[http://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette ''Psychiatrische Klinik Lüneburg'' - Gedenkstätte] Website der Psychiatrischen Klinik Lüneburg. Abgerufen am 15. Dezember 2012.</ref> 2007 wurde das ''Niedersächsische Landeskrankenhaus Lüneburg'' an die ''Psychiatrische Klinik Lüneburg gGmbH'' verkauft. Hundertprozentige Gesellschafterin ist die Stadt Lüneburg.<ref name="Firmenprofil" /> Gegen die [[Privatisierung]] der Klinik gab es erheblichen Widerstand.<ref>[http://dgspn.de/download/Privatisierung_der_Psychiatrie_Niedersachsen.pdf ''Die psychiatrische Klinik als Teil des Sozialraums''] (PDF-Datei; 5,03&nbsp;MB) Vortrag von Sebastian Stierl auf der DGSP-Tagung Hamburg am 7. November 2009. PDF-Datei auf der Website der DGSP Niedersachsen. Abgerufen am 17. Dezember 2012.</ref>
2007 wurde die heutige PKL an den städtischen Unternehmensverbund Gesundheitsholding Lüneburg verkauft. Im Anschluss an den Eigentümerwechsel wurden Umstrukturierungen einzelner Fachbereiche vorgenommen, sowie die Anzahl der Mitarbeiter ausgebaut. Um die Privatisierung der Klinik gab es erhebliche Diskussionen.<ref>https://www.abendblatt.de/region/lueneburg/article108060525/Gesundheitsholding-legt-Erfolgsbilanz-vor.html</ref>


Die ''Gesundheitsholding Lüneburg'', ein [[Unternehmensverbindung|Unternehmensverbund]], der eine hundertprozentige Tochter der Stadt Lüneburg ist, und unter dessen Dach die Psychiatrische Klinik Lüneburg seit Juli 2007 agiert, schrieb vier Jahre nach dem Start laut Geschäftsführer Sauer schwarze Zahlen und baute die Zahl der Mitarbeiter aus. 2007 erwirtschaftete die ''Gesundheitsholding Lüneburg'' ein Ergebnis von 1,1 Millionen Euro. 2010 erreichte sie bereits ein Ergebnis von 2,7 Millionen Euro.<ref>[http://www.abendblatt.de/region/lueneburg/article1969031/Gesundheitsholding-legt-Erfolgsbilanz-vor.html ''Gesundheitsholding legt Erfolgsbilanz vor''] Hamburger Abendblatt. Artikel vom 26. Juli 2011. Abgerufen am 17. Dezember 2012.</ref>
Die Anlage der PKL wurde letztlich um ein neues Gebäude erweitert. Für die Bewohner des Hauses Westerholz in Ebstorf, ein Pflegeheim für seelisch behinderte Menschen welches bereits seit den 1960er-Jahren als Außenstelle der Klinik Lüneburg fungiert, wurde ab Sommer 2017 (Richtfest am 18.08.2017) ein neues Gebäude errichtet. Das neue Pflegeheim, mit einer Nutzfläche von 3.670 m², wird 69 Bewohner auf 16 Doppel- und 37 Einzelzimmern beherbergen. Hinzukommen unteranderem Aufenthaltsräume, ein Speisesaal, ein Kiosk und eine Cafeteria für Bewohner, Gäste und Mitarbeiter. Bis zum Umzug der Bewohner aus Ebstorf, welcher für das Jahr 2022 anversiert wird, werden die Räumlichkeiten zwischenzeitlich für die Beherbergung zweier offen geführter Stationen für erwachsene Patienten der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie aus anderen Gebäuden auf dem PKL-Gelände genutzt.  <ref>https://www.gesundheitsholding-lueneburg.de/pressemitteilungen/show/richtfest-f-r-neues-pflegeheim-der-psychiatrischen-klinik-2650/</ref>
[[Datei:Zentralisierung-KPP-Architektenvisualisierung-Neubau2021.jpg|mini|Visualisierung des Neubaus vom Architekten]]
Am 27.05.2021 wurde hinzukommend die Baustelleneröffnung für den ersten Bauabschnitt eines Neubaus der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (KPP) auf dem Klinikgelände gefeiert. Dieser Neubau soll der Zentralisierung der bis dato weitläufig verstreuten und sanierungsbedürftigen Stationen der KPP dienen. Künftig sollen vier Stationen den Neubau, welcher unter anderem einen Dachgarten bietet, beziehen. Die voraussichtlichen Kosten betragen 39 Millionen Euro. Das Land Niedersachsen hat eine Förderung von 32 Millionen zugesagt. Die geplante Fertigstellung des Neubaus ist im Frühjahr 2023.<ref>https://www.pk.lueneburg.de/bauarbeiten/</ref><ref>https://www.pk.lueneburg.de/pressemitteilungen/show/pkl-startet-neubau-der-klinik-f-r-psychiatrie-und-psychotherapie-3967/</ref>


== Einrichtung ==
[[Datei:Lüneburg Psychiatrische Klinik.jpg|mini|Die Psychiatrische Klinik Lüneburg. In der Bildmitte ist der alte Wasserturm zu erahnen, in diesem befindet sich die „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg.]]
=== Gliederung und Organisation ===
Die Psychiatrische Klinik Lüneburg ist in vier Kliniken, zwei Heime und weitere übergreifende Angebote gegliedert:<ref name="Gesundheitsholding" /><ref>[http://www.pk.lueneburg.de/kliniken-einrichtungen ''Psychiatrische Klinik Lüneburg'' - Kliniken / Einrichtungen] Website der Psychiatrischen Klinik Lüneburg. Abgerufen am 15. Dezember 2012.</ref>


* Psychiatrische Kliniken:
==== "Euthanasie" Gedenkstätte ====
** Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (KPP) mit vier Abteilungen: Abteilung Lüneburg, Abteilung Harburg. Abteilung [[Gerontopsychiatrie|Gerontopsychiatrie und -psychotherapie]] und Abteilung [[Suchtmedizin]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.pk.lueneburg.de/erwachsenenpsychiatrie/ |titel=Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (KPP) {{!}} Psychiatrische Klinik Lüneburg |abruf=2018-10-06}}</ref>. Außerdem wird im Rahmen eines Modellprojektes nach §64b SGB V eine Zuhausebehandlung für bestimmte Patienten angeboten.
Aufgrund der finsteren Geschichte der PKL hat die [[„Euthanasie“-Gedenkstätte]] eine unvergleichbare, überregionale Bedeutung für NS-Euthanasie und Psychiatrie.
** Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJPP)
Die Lüneburger „Arbeitsgruppe Geschichte” (1998 bis 2001) trug bedeutend zur Konzeption bei. Seither tagt regelmäßig die eigens gegründete „Arbeitsgruppe Gedenkstätte”, welche ehrenamtlich die Gedenkstätte betreibt.
** Klinik für [[Forensische Psychiatrie]] und Psychotherapie (KFPP)
Die Gedenkstätte befindet sich auf dem Gelände der PKL im ehemaligen Badehaus am Wasserturm. Sie ist jenen gewidmet, welche im Zuge der "Bereinigungspläne" der Nationalsozialisten ihre Leben lassen mussten.<ref>https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette/</ref>
Eröffnet am 25.11.2004 als „Bildungs- und Gedenkstätte ‚Opfer der NS-Psychiatrie Lüneburg'“, wurde diese unterdessen am 1. September 2015 umbenannt zu „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg. Zwischen September 2015 und August 2020 erfolgte ein umfassender Aus- und Umbau der Gedenkstätte. Hierbei wurde unter anderem eine neue Dauerausstellung eingerichtet ebenso wie ein pädagogisches Archiv und eigene Seminarräume. Trägerverein der Gedenkstätte ist der „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg e. V..<ref>https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette-neugestaltung/</ref>
Am 30.08.2020 wurde das neue Bildungszentrum der Gedenkstätte im "Alten Gärtnerhaus“ eingeweiht. 2021 wurde eine Weiterentwicklung der Gedenkstätte durch Bundes- und Landesmittel beschlossen.<ref>[[Landeszeitung]] (17.12.2021): Mehr Geld für die Erinnerungsarbeit (S. 6)</ref><br>
Die „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg ist jeden dritten Samstag eines Monats für Besucher ohne Anmeldung geöffnet. Außerdem werden auf Anfrage Gruppen- und Schulklassenführungen angeboten.<ref>https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette/</ref> Jährlich besuchen über 1000 Personen die Ausstellung.<ref>[[Lüne-Blog]] (21.02.2022): [https://luene-blog.de/euthanasie-gedenkstaette-lueneburg-erhaelt-foerderung-von-bund-und-land/ “Euthanasie”-Gedenkstätte Lüneburg erhält Förderung von Bund und Land]</ref>
Die Gedenkstätte wurde im Juli 2022 vom Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik als „Lernort für Demokratiebildung“ ausgezeichnet.<ref>[[Landeszeitung]] (21.07.2022): [https://www.landeszeitung.de/lueneburg/600485-euthanasie-gedenkstaette-in-lueneburg-ausgezeichnet/ „Euthanasie“-Gedenkstätte in Lüneburg ausgezeichnet]</ref>


* Psychiatrische [[Tagesklinik]]en:
== Die Klinik ==
** Tagesklinik II, Tagesklinik III (für [[Gerontopsychiatrie|Gerontopsychiatrie und -psychotherapie]])<ref>{{Internetquelle |url=https://www.pk.lueneburg.de/erwachsenenpsychiatrie-gerontopsychiatrie-psychotherapie/ |titel=Abteilung Gerontopsychiatrie und -psychotherapie {{!}} Psychiatrische Klinik Lüneburg |abruf=2018-10-06}}</ref> sowie Tagesklinik [[Winsen (Luhe)|Winsen]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.pk.lueneburg.de/erwachsenenpsychiatrie-tagesklinik-winsen/ |titel=Tagesklinik Winsen {{!}} Psychiatrische Klinik Lüneburg |abruf=2018-10-06}}</ref> (letztere übergangsweise) auf dem Krankenhausgelände
=== Lage, Gliederung und Organisation ===
** Tagesklinik I ''Uelzener Straße'' in Lüneburg
<div class="map">{{#display_map:53°15′17.8″N 10°22′59.16″E}} Lage des PKL Gelände </div>
** Tagesklinik [[Buchholz in der Nordheide]]
Situiert im Stadtteil Lüneburg-Weststadt wird die Klinik umgeben von einem parkartigen Gelände mit denkmalgeschützten Klinkergebäuden. Die Klink selbst sowie die Parkanlage welche sie umgibt prägen das Lüneburger Stadtbild.
Der weitsichtbare Wasserturm gilt als Wahrzeichen des Klinikgeländes.
[[Datei:Lueneburg Wasserturm Wienbuetteler Weg-01.jpg|mini|Wasserturm auf dem Gelände der PKL]]


* [[Psychiatrische Institutsambulanz]]en:
Die Psychiatrische Klinik Lüneburg ist ein akademisches Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE).<ref>https://www.uke.de/dateien/einrichtungen/medizinische-fakult%C3%A4t/pj/alk-verzeichnis_20210906.pdf</ref>
** Zentrale Institutsambulanzen (KJPP / KPP)
Das breite Leistungsspektrum umfasst drei Kliniken, zwei Heime und weitere übergreifende Angebote welche eine Vielzahl an Möglichkeiten der stationären, teilstationären und ambulanten Versorgung psychisch Erkrankter aller Altersgruppen bieten:
** Buchholz (KJPP / KPP)
*Psychiatrische Kliniken:
**Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (KPP)
***Ambulanzzentrum/Aufnahmeportal
***Abteilung für Allgemeinpsychiatrie und -psychotherapie
***Abteilung Gerontopsychiatrie und -psychotherapie
***Abteilung Suchtmedizin
***Home Treatment AOK (Modellprojekt für die therapeutische Betreuung  im heimischem Umfeld, vorerst AOK Versicherten vorbehalten)
**Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJPP)
**Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie (KFPP)
*Psychiatrische Tageskliniken:
**Tagesklinik I Uelzener Straße in Lüneburg
**Tagesklinik II
**Tagesklinik III (für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie)
**Tagesklinik Winsen (übergangsweise) auf dem Krankenhausgelände
**Tagesklinik Buchholz in der Nordheide
* Psychiatrische Institutsambulanzen:
**Zentrale Institutsambulanzen (KJPP / KPP)
**Buchholz (KJPP / KPP)
**Winsen (KPP)
**Winsen (KPP)
*Heimbereiche:
**Haus Westerholz, Pflegeheim für seelisch behinderte Menschen, Ebstorf (Umzug im Jahr 2022, in den erwähnten eigenen Neubau in Lüneburg Westerstadt)
**Heilpädagogisches Zentrum (HPZ) auf dem städtischen Krankenhausgelände
*Sozial- und Kulturzentrum (SoKuZ)
*Krankenpflegeschule


* Heimbereiche:
Alle Leistungen erfolgen multiprofessionell durch Teams aus Ärzten, Therapeuten und Pflegenden.<ref>https://www.gesundheitsholding-lueneburg.de/psychiatrische-klinik-lueneburg</ref>
** Haus Westerholz, [[Pflegeheim]] für seelisch [[Behinderung (Sozialrecht)|behinderte Menschen]], [[Ebstorf]]. Hier wurde 2017 ein Neubau begonnen.<ref>https://www.gesundheitsholding-lueneburg.de/pressemitteilungen/show/richtfest-f-r-neues-pflegeheim-der-psychiatrischen-klinik-2650/</ref>
** [[Heilpädagogik|Heilpädagogisches]] Zentrum (HPZ) auf dem Krankenhausgelände


* Sozial- und Kulturzentrum (SoKuZ)
Der ehemalige Mehrzwecksaal der Klinik im Haus 48 wurde 2017 zu Ehren des Nervenarztes Dr. med. Nathan Albert Ransohoff (1872-1951), welcher als Medizinalrat beim Regierungspräsidenten und Inhaber einer Praxis für Nervenheilkunde in den Vorkriegsjahren war, zum Albert-Ransohoff-Saal umbenannt.<ref>https://www.pk.lueneburg.de/Nathan-Albert-Ransohoff-1872-1951-/ </ref> Aufgrund seines jüdischen Glaubens wurde dieser nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zunächst drangsaliert, später verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Er überlebte die Inhaftierung und verbrachte die letzten Kriegsjahre im dänischen Exil.  Dr. med. Ransohoff starb 1951 in Hamburg.<ref>Banse, Dietrich; Stierl, Sebastian (2017): Nathan Albert Ranshoff. Leben und Wirken eines Lüneburger Arztes. Kaufungen: Verlag Wortwechsel</ref>
* [[Krankenpflegeschule]]


=== Das Krankenhaus in Zahlen ===
=== Die Klinik in Zahlen ===
Die Psychiatrische Klinik Lüneburg hatte im Jahr 2016 410 Betten. 3375 Fälle wurden voll- und 1150 Fälle teilstationär behandelt. 20442 Fälle wurden ambulant in den Psychiatrischen Institutsambulanzen versorgt.<ref>[https://www.pk.lueneburg.de/assets/Uploads/pdf/Qualitaetsbericht-2016.pdf]</ref>
Im Jahr 2016 wurden in der PKL, durch insgesamt 569 Mitarbeiter*innen (beispielsweise Pflegekräfte, Ärzte*innen, Therapeut*innen), insgesamt 3291 Patienten vollstationär und 1173 Patienten teilstationär behandelt. Die Gesamtkapazität belief sich auf 410 Betten. 21548 Patienten wurden im selbigen Jahr ambulant behandelt.<ref>https://www.pk.lueneburg.de/assets/Uploads/pdf/Qualitaetsbericht-2019.pdf</ref>


=== Behandlungsschwerpunkte ===
=== Sonstiges ===
[[Datei:Psychiatrische Klinik Lüneburg 003.JPG|mini|Gebäude]]
[[Datei:Minigolf PKL.jpg|mini|Minigolfanlage auf dem Gelände der PKL]]
[[Datei:Psychiatrische Klinik Lüneburg 008.JPG|mini|Häuser]]
Die Kindertagesstätte „Brockwinkler Wald“ befindet sich ebenfalls auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik und wird vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) Kreisverband Lüneburg e. V. betrieben. Dort stehen 76 Krippen- und Kitaplätze für Kinder von 1 bis 6 Jahren zur Verfügung. <ref>https://www.drk-lueneburg.de/angebote/kinder-jugend-und-familie/kindertageseinrichtungen.html</ref><ref>https://www.pk.lueneburg.de/kindertagesstaette/</ref>


Beispielhaft für die Behandlungsschwerpunkte der Psychiatrischen Klinik Lüneburg seien die Behandlungsschwerpunkte auf den Stationen der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (KPP) genannt:
Die Leitung der PKL obliegt derzeit dem Geschäftsführer Jan-Hendrik Kramer, dem Ärztlichen Direktor Dr. med. Marc Burlon und der Pflegedirektion Stefan Olmützer.<ref>https://www.kma-online.de/aktuelles/koepfe/detail/kramer-uebernimmt-leitung-der-psychiatrischen-klinik-lueneburg-a-45817</ref>


*[[Affektive Störung]]en (Depressionen, Manien)
Auf der [http://www.pk.lueneburg.de offiziellen Klinikseite] sind aktuelle Informationen und Kontaktmöglichkeiten der PKL einsehbar.
*[[Psychose]]n (schizophrene und schizoaffektive Störungen)
*[[Angststörung|Angsterkrankungen]]
*[[Abhängigkeit (Medizin)|Suchterkrankungen]]
*[[Demenz]]erkrankungen
*[[Delirium|Delir]]<nowiki />e
*[[Persönlichkeitsstörung|Persönlichkeits-]] und Verhaltensstörungen
*[[Trauma (Psychologie)|Trauma]]<nowiki />folgestörungen
*Akute Lebenskrisen


== Sonstiges ==
Es gibt eine Minigolfanlage.
Im Foyer des Hauses 48 befindet sich ein elektronisches Informationsangebot (Automat) zum [[Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband|Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband]].
In Haus 48 gibt es ferner den sogenannten „Ransohoff-Saal“, der dem jüdischen Nervenarzt und Psychiater [[Nathan Albert Ransohoff]] gewidmet ist.
 
== Siehe auch ==
* [[Liste der akademischen Lehrkrankenhäuser in Deutschland]]
* [[Liste psychiatrischer Fachkliniken in Niedersachsen]]
 
== Literatur ==
* Niedersächsisches Landeskrankenhaus Lüneburg (Hrsg.): ''100&nbsp;Jahre Niedersächsisches Landeskrankenhaus Lüneburg'', 1. Auflage, Lüneburg 2001. ([[Festschrift]])
* [http://www.uvm.edu/~lkaelber/children/lueneburg/lueneburg.html Lutz Kaelber, Landesheil- und Pflegeanstalt Lüneburg] (englisch)
* {{Literatur
  |Autor=Dietrich Banse, Sebastian Stierl
  |Hrsg=„Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg e.V.
  |Titel=Nathan Albert Ransohoff (1872–1951)
  |TitelErg=Leben und Wirken eines Lüneburger Arztes
  |Auflage=1
  |Verlag=Wortwechsel
  |Datum=2017
  |ISBN=978-3-935663-31-1}}
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Psychiatrische Klinik Lüneburg}}
* [http://www.pk.lueneburg.de/ Offizielle Website der Psychiatrischen Klinik Lüneburg]
* {{Internetquelle |url=https://www.pk.lueneburg.de/gelaendeplan/ |titel=Geländeplan Psychiatrische Klinik Lüneburg |abruf=2019-06-03}}
* [http://www.gesundheitsholding-lueneburg.de/psychiatrische-klinik-lueneburg Offizielle Website der Gesundheitsholding Lüneburg]
* [http://www.pk.lueneburg.de/assets/Uploads/pdf/QB2008.pdf Strukturierter Qualitätsbericht für das Berichtsjahr 2008] PDF-Datei auf der Website der Psychiatrischen Klinik Lüneburg.
* [http://www.pk.lueneburg.de/assets/Uploads/pdf/QualitaetsberichtPKL2010.pdf Strukturierter Qualitätsbericht für das Berichtsjahr 2010] PDF-Datei auf der Website der Psychiatrischen Klinik Lüneburg.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
{{Coordinate|NS=53.254944|EW=10.383099|dim=740|type=landmark|region=DE-NI}}
{{Normdaten|TYP=k|GND=1028063512}}


{{SORTIERUNG:Psychiatrische Klinik Luneburg}}
{{SORTIERUNG:Psychiatrische Klinik Luneburg}}
[[Kategorie:Psychiatrische Klinik in Niedersachsen|Luneburg]]
[[Kategorie:Krankenhaus]]
[[Kategorie:Krankenhaus in Niedersachsen|Luneburg]]
[[Kategorie:Denkmal]]
[[Kategorie:Gegründet 1901]]
[[Kategorie:Unternehmen (Lüneburg)]]
[[Kategorie:Baudenkmal in Lüneburg]]
[[Kategorie:Lüneburg]]
[[Kategorie:NS-Kinderfachabteilung]]
[[Kategorie:Forensische Psychiatrie]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 24. März 2023, 23:51 Uhr

Charakteristisch Klinkerbau auf dem Gelände
Landkreis Lüneburg
Adresse Am Wienebütteler Weg 1, 21339 Lüneburg
Eröffnung 1901
Leitung Jan-Hendrik Kramer, Dr. med. Marc Burlon und Stefan Olmützer
Beschilderung am Eingang

Die Psychiatrische Klinik Lüneburg, eine gemeinnützige GmbH, (Abkürzung: PKL; ehemals Niedersächsisches Landeskrankenhaus Lüneburg) ist das städtische Fachkrankenhaus der niedersächsischen Hansestadt Lüneburg für Psychiatrie und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie sowie Forensische Psychiatrie und Forensische Psychotherapie.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten Jahre (1901-1933)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Planungen des Baus der Heilanstalt Lüneburg begann Ende 1896 durch eine eigens gegründete Kommission. Das konkrete Programm zur Errichtung wurde 1898 durch den 31. Hannoverschen Provinziallandtag genehmigt, woraufhin mit den Bauarbeiten begonnen wurden. Eröffnet wurde die heutige PKL am 29.01.1901, als Einrichtung der Provinz Hannover, unter dem damaligen Namen "Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt für psychisch Kranke Lüneburg". Die anfängliche Kapazität betrug 800 Betten. Die ersten 91 Bewohner trafen am 11.07.1901 aus der Heilanstalt Hildesheim in der Heilanstalt Lüneburg ein. [1]
Von Eröffnung bis 1924 bekleidete der Psychiater Otto Snell den Posten der Klinikdirektion.
Heutzutage blickt das Haus demzufolge auf eine über 120-jährige Geschichte zurück.

Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der "Rassenhygiene" der NS-Politik wurden ab Herbst 1939 schrittweise vermehrt "Euthanasie-Erlaubnisse" erlassen.[2] Der damalige Klinikdirektor Max Bräuner ließ im Oktober 1941 in der Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg eine „Kinderfachabteilung“ einrichten. Diese wurde zunächst von Willi Baumert und anschließend ab 1943 von Bräuner selbst verwaltet. Die Abteilung war eine der 31 Kinderfachabteilungen im Dritten Reich. Von Beginn an waren in dieser Tötung vorgesehen. 300-350 Kinder mit psychischen und körperlichen Behinderungen im Alter von 3 Monaten bis 16 Jahren wurden zwischen 1941 und 1945 mit Luminal und Morphin in der Einrichtung umgebracht und somit Opfer der Kinder-Euthanasie.[3] Die Zahl der Kinder-Opfer in der früheren Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg ist überdurchschnittlich hoch.[4] Des Weiteren wurden mindestens 347 Zwangssterilisierungen vorgenommen und auch über 600 Erwachsene Patienten der Lüneburger Einrichtung fielen dem groß angelegten Mordprogramm der NS-Ärzte zum Opfer. Diese Werte beruhen auf Geständnissen der Täter und Mitwissenden sowie auf Schätzungen und Indizien.[5]. In keiner anderen niedersächsischen Anstalt kamen so viele minderjährige Patienten im Zuge der „Aktion T4”(Codename einer Aussonderungsaktion und „planwirtschaftlichen Verlegung” von Patienten mit verschiedensten Behinderungen mit reichsweit über 70.000 Morde an Anstaltspatienten) ums Leben. [6] Klinikleiter Bräuner und zahlreiche Kollegen wiesen hohe und vorbehaltlose Mitmachbereitschaft auf, so wurden durch Bräuners Erlass 481 Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg in die Anstalten Hadamar und Pirna-Sonnenstein gebracht, zur geplanten Exekutieren.[7]

Nachkriegszeit bis heute (seit 1945)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1968 erreichte die Patientenzahl mit über 1.600 ihren Höchststand.[8] 2007 wurde die heutige PKL an den städtischen Unternehmensverbund Gesundheitsholding Lüneburg verkauft. Im Anschluss an den Eigentümerwechsel wurden Umstrukturierungen einzelner Fachbereiche vorgenommen, sowie die Anzahl der Mitarbeiter ausgebaut. Um die Privatisierung der Klinik gab es erhebliche Diskussionen.[9]

Die Anlage der PKL wurde letztlich um ein neues Gebäude erweitert. Für die Bewohner des Hauses Westerholz in Ebstorf, ein Pflegeheim für seelisch behinderte Menschen welches bereits seit den 1960er-Jahren als Außenstelle der Klinik Lüneburg fungiert, wurde ab Sommer 2017 (Richtfest am 18.08.2017) ein neues Gebäude errichtet. Das neue Pflegeheim, mit einer Nutzfläche von 3.670 m², wird 69 Bewohner auf 16 Doppel- und 37 Einzelzimmern beherbergen. Hinzukommen unteranderem Aufenthaltsräume, ein Speisesaal, ein Kiosk und eine Cafeteria für Bewohner, Gäste und Mitarbeiter. Bis zum Umzug der Bewohner aus Ebstorf, welcher für das Jahr 2022 anversiert wird, werden die Räumlichkeiten zwischenzeitlich für die Beherbergung zweier offen geführter Stationen für erwachsene Patienten der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie aus anderen Gebäuden auf dem PKL-Gelände genutzt. [10]

Visualisierung des Neubaus vom Architekten

Am 27.05.2021 wurde hinzukommend die Baustelleneröffnung für den ersten Bauabschnitt eines Neubaus der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (KPP) auf dem Klinikgelände gefeiert. Dieser Neubau soll der Zentralisierung der bis dato weitläufig verstreuten und sanierungsbedürftigen Stationen der KPP dienen. Künftig sollen vier Stationen den Neubau, welcher unter anderem einen Dachgarten bietet, beziehen. Die voraussichtlichen Kosten betragen 39 Millionen Euro. Das Land Niedersachsen hat eine Förderung von 32 Millionen zugesagt. Die geplante Fertigstellung des Neubaus ist im Frühjahr 2023.[11][12]


"Euthanasie" Gedenkstätte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der finsteren Geschichte der PKL hat die „Euthanasie“-Gedenkstätte eine unvergleichbare, überregionale Bedeutung für NS-Euthanasie und Psychiatrie. Die Lüneburger „Arbeitsgruppe Geschichte” (1998 bis 2001) trug bedeutend zur Konzeption bei. Seither tagt regelmäßig die eigens gegründete „Arbeitsgruppe Gedenkstätte”, welche ehrenamtlich die Gedenkstätte betreibt. Die Gedenkstätte befindet sich auf dem Gelände der PKL im ehemaligen Badehaus am Wasserturm. Sie ist jenen gewidmet, welche im Zuge der "Bereinigungspläne" der Nationalsozialisten ihre Leben lassen mussten.[13] Eröffnet am 25.11.2004 als „Bildungs- und Gedenkstätte ‚Opfer der NS-Psychiatrie Lüneburg'“, wurde diese unterdessen am 1. September 2015 umbenannt zu „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg. Zwischen September 2015 und August 2020 erfolgte ein umfassender Aus- und Umbau der Gedenkstätte. Hierbei wurde unter anderem eine neue Dauerausstellung eingerichtet ebenso wie ein pädagogisches Archiv und eigene Seminarräume. Trägerverein der Gedenkstätte ist der „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg e. V..[14] Am 30.08.2020 wurde das neue Bildungszentrum der Gedenkstätte im "Alten Gärtnerhaus“ eingeweiht. 2021 wurde eine Weiterentwicklung der Gedenkstätte durch Bundes- und Landesmittel beschlossen.[15]
Die „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg ist jeden dritten Samstag eines Monats für Besucher ohne Anmeldung geöffnet. Außerdem werden auf Anfrage Gruppen- und Schulklassenführungen angeboten.[16] Jährlich besuchen über 1000 Personen die Ausstellung.[17] Die Gedenkstätte wurde im Juli 2022 vom Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik als „Lernort für Demokratiebildung“ ausgezeichnet.[18]

Die Klinik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage, Gliederung und Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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Lage des PKL Gelände

Situiert im Stadtteil Lüneburg-Weststadt wird die Klinik umgeben von einem parkartigen Gelände mit denkmalgeschützten Klinkergebäuden. Die Klink selbst sowie die Parkanlage welche sie umgibt prägen das Lüneburger Stadtbild. Der weitsichtbare Wasserturm gilt als Wahrzeichen des Klinikgeländes.

Wasserturm auf dem Gelände der PKL

Die Psychiatrische Klinik Lüneburg ist ein akademisches Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE).[19] Das breite Leistungsspektrum umfasst drei Kliniken, zwei Heime und weitere übergreifende Angebote welche eine Vielzahl an Möglichkeiten der stationären, teilstationären und ambulanten Versorgung psychisch Erkrankter aller Altersgruppen bieten:

  • Psychiatrische Kliniken:
    • Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (KPP)
      • Ambulanzzentrum/Aufnahmeportal
      • Abteilung für Allgemeinpsychiatrie und -psychotherapie
      • Abteilung Gerontopsychiatrie und -psychotherapie
      • Abteilung Suchtmedizin
      • Home Treatment AOK (Modellprojekt für die therapeutische Betreuung im heimischem Umfeld, vorerst AOK Versicherten vorbehalten)
    • Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJPP)
    • Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie (KFPP)
  • Psychiatrische Tageskliniken:
    • Tagesklinik I Uelzener Straße in Lüneburg
    • Tagesklinik II
    • Tagesklinik III (für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie)
    • Tagesklinik Winsen (übergangsweise) auf dem Krankenhausgelände
    • Tagesklinik Buchholz in der Nordheide
  • Psychiatrische Institutsambulanzen:
    • Zentrale Institutsambulanzen (KJPP / KPP)
    • Buchholz (KJPP / KPP)
    • Winsen (KPP)
  • Heimbereiche:
    • Haus Westerholz, Pflegeheim für seelisch behinderte Menschen, Ebstorf (Umzug im Jahr 2022, in den erwähnten eigenen Neubau in Lüneburg Westerstadt)
    • Heilpädagogisches Zentrum (HPZ) auf dem städtischen Krankenhausgelände
  • Sozial- und Kulturzentrum (SoKuZ)
  • Krankenpflegeschule

Alle Leistungen erfolgen multiprofessionell durch Teams aus Ärzten, Therapeuten und Pflegenden.[20]

Der ehemalige Mehrzwecksaal der Klinik im Haus 48 wurde 2017 zu Ehren des Nervenarztes Dr. med. Nathan Albert Ransohoff (1872-1951), welcher als Medizinalrat beim Regierungspräsidenten und Inhaber einer Praxis für Nervenheilkunde in den Vorkriegsjahren war, zum Albert-Ransohoff-Saal umbenannt.[21] Aufgrund seines jüdischen Glaubens wurde dieser nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zunächst drangsaliert, später verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Er überlebte die Inhaftierung und verbrachte die letzten Kriegsjahre im dänischen Exil. Dr. med. Ransohoff starb 1951 in Hamburg.[22]

Die Klinik in Zahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2016 wurden in der PKL, durch insgesamt 569 Mitarbeiter*innen (beispielsweise Pflegekräfte, Ärzte*innen, Therapeut*innen), insgesamt 3291 Patienten vollstationär und 1173 Patienten teilstationär behandelt. Die Gesamtkapazität belief sich auf 410 Betten. 21548 Patienten wurden im selbigen Jahr ambulant behandelt.[23]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Minigolfanlage auf dem Gelände der PKL

Die Kindertagesstätte „Brockwinkler Wald“ befindet sich ebenfalls auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik und wird vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) Kreisverband Lüneburg e. V. betrieben. Dort stehen 76 Krippen- und Kitaplätze für Kinder von 1 bis 6 Jahren zur Verfügung. [24][25]

Die Leitung der PKL obliegt derzeit dem Geschäftsführer Jan-Hendrik Kramer, dem Ärztlichen Direktor Dr. med. Marc Burlon und der Pflegedirektion Stefan Olmützer.[26]

Auf der offiziellen Klinikseite sind aktuelle Informationen und Kontaktmöglichkeiten der PKL einsehbar.

Es gibt eine Minigolfanlage.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.pk.lueneburg.de/historische-notiz/
  2. Reiter, Raimond (1997): Psychiatrie im Dritten Reich in Niedersachsen. Band 7. Hannover: Verlag Hahnische Buchhandlung Hannover (Veröffentlichungen der historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen).
  3. https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette-kinderfachabteilung/
  4. Reiter, Raimond (2005): Psychiatrie im Nationalsozialismus. und die Bildungs- und Gedenkstätte "Opfer der NS-Psychiatrie" in Lüneburg. Tectum Verlag.
  5. Rudnick, Carola (2014): Den Opfern ein Gesicht geben, den Namen wieder geben. Zwölf Lebensgeschichten von Kindern und Jugendlichen der Lüneburger "Euthanasie" Maßnahmen. Katalog zur Sonderausstellung. Lüneburg: Verlag der Landeszeitung für die Lüneburger Heide
  6. https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette-aktion-t4/
  7. https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette-kinderfachabteilung/
  8.  Niedersächsisches Landeskrankenhaus Lüneburg (Hrsg.): 100 Jahre Niedersächsisches Landeskrankenhaus Lüneburg, 1. Auflage, Lüneburg 2001. (Festschrift), S. 7.
  9. https://www.abendblatt.de/region/lueneburg/article108060525/Gesundheitsholding-legt-Erfolgsbilanz-vor.html
  10. https://www.gesundheitsholding-lueneburg.de/pressemitteilungen/show/richtfest-f-r-neues-pflegeheim-der-psychiatrischen-klinik-2650/
  11. https://www.pk.lueneburg.de/bauarbeiten/
  12. https://www.pk.lueneburg.de/pressemitteilungen/show/pkl-startet-neubau-der-klinik-f-r-psychiatrie-und-psychotherapie-3967/
  13. https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette/
  14. https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette-neugestaltung/
  15. Landeszeitung (17.12.2021): Mehr Geld für die Erinnerungsarbeit (S. 6)
  16. https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette/
  17. Lüne-Blog (21.02.2022): “Euthanasie”-Gedenkstätte Lüneburg erhält Förderung von Bund und Land
  18. Landeszeitung (21.07.2022): „Euthanasie“-Gedenkstätte in Lüneburg ausgezeichnet
  19. https://www.uke.de/dateien/einrichtungen/medizinische-fakult%C3%A4t/pj/alk-verzeichnis_20210906.pdf
  20. https://www.gesundheitsholding-lueneburg.de/psychiatrische-klinik-lueneburg
  21. https://www.pk.lueneburg.de/Nathan-Albert-Ransohoff-1872-1951-/
  22. Banse, Dietrich; Stierl, Sebastian (2017): Nathan Albert Ranshoff. Leben und Wirken eines Lüneburger Arztes. Kaufungen: Verlag Wortwechsel
  23. https://www.pk.lueneburg.de/assets/Uploads/pdf/Qualitaetsbericht-2019.pdf
  24. https://www.drk-lueneburg.de/angebote/kinder-jugend-und-familie/kindertageseinrichtungen.html
  25. https://www.pk.lueneburg.de/kindertagesstaette/
  26. https://www.kma-online.de/aktuelles/koepfe/detail/kramer-uebernimmt-leitung-der-psychiatrischen-klinik-lueneburg-a-45817
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